Daniel Strobl – Rennbericht aus dem Jahr 2009

regen und wind begrüßen uns in kittsee.

nochmal aufs klo gehen, ein paar fotos,

rein in die regenjacke, abklatschen mit den

andren startern und los geht’s…

 

ich sage papa

und wolfgang

sie sollen alle

4-5km stehn bleiben,

das genügt für die

ersten stunden…

 

regen und wind kommen von der seite,

auf der haut fühlt sich das an wie lauter kleine nadelstiche.

immer wieder muss ich meine kappe festhalten

damit ich sie nicht verliere.

bei manchen windstößen bleib einem völlig die luft weg

und man muss aufpassen nicht von der straße abzukommen.

meine schuhe uns socken sind durchnässt…

 

auf der bundesstraße zischen autos vorbei.

manche grüßen, andere deuten

„den vogel“ und hupen aufgebracht.

ich versuche alle anzulächeln.

eine willkommene abwechslung, der gedanke,

was sich die autofahrer wohl denken,

wenn in abständen 13 herrn  im regen am

straßenrand laufen…

ich schmunzle in mich hinein…

 

ich visiere schon eisenstadt an,

kurz bevor esse ich zum ersten mal

warme nudeln mit tomatensauce…

 

checkpoint 1, eisenstadt

57km nach 6stunden und 20minuten.

ich freue mich durch meine

„zweite heimat“ laufen zu dürfen.

regen und wind haben nachgelassen…

die füße sind bereits aufgewichen,

deshalb wechsle ich schuhe und socken,

reibe sie mit einem handtuch trocken

und rein in die neuen laufgeräte…

 

nun kommen viele lange gerade straßen,

erste müdigkeitserscheinungen machen

sich bemerkbar.

ich genieße irgendwie die ewig

aussichtslosen geraden straßen, ich laufe alleine

und denk nur an den weg und mich…

olli schulz singt in einem lied:

„ du bist so lange einsam bis du lernst allein zu sein“

… ich summe vor mich hin…

 

die gewaltigen stromleitungen

nach der ortschaft marz surren laut.

die spannung ist völlig zu spüren.

ich esse zwischendurch reis mit sojamilch,

das gibt wieder kraft…

 

jetzt freue ich mich schon auf den anstieg

über den sieggrabener sattel

nach 84km und ca. 10stunden.

den anstieg hinauf gehe ich, das ist gut so…

wieder beginnt es leicht zu regnen,

papa begleitet mich die letzten meter über den berg.

jetzt geht’s bis oberpullendorf

eigentlich immer leicht bergab.

 

in markt st. martin steigt ewald zu mir ins rennen,

er läuft jetzt mal bis oberpullendorf mit.

nach stoob verstecke ich mich das erste mal

mit papier im gebüsch 🙂 … auch das tut gut 🙂

 

checkpoint 2, oberpullendorf 104km

nach etwas mehr als 13stunden,

dort esse ich wieder nudeln mit sauce

und ziehe mich um… rein in die warnweste,

rauf mit der stirnlampe… jetzt kommt die nacht…

papa und wolfgang fahren nach hause, stefan

und ewald sind jetzt meine betreuer für die nacht.

 

 

 

irgendwie wills nicht so richtig zu laufen beginnen,

ich fühle mich müde und meine füße

werden immer leerer und schwerer

obwohl ich regelmäßig esse und trinke…

 

ich gehe… jeden versuch wieder zu laufen beginnen

breche ich ab… ewald begleitet mich wieder… gehend…

ewig dauert es bis die abzweigung von der b50

richtung weissenbachl da ist.

dort hinauf der nächste anstieg… ich bin zermürbt

bergauf nach 125km richtung unterkohlstätten,

ich sage:

„momentan würde meine oma schneller gehen als ich“…

es wird ca. 2uhr sein, so kann es nicht weitergehn.

stefan telefoniert mit otto. er meint ich soll mich

1stunde ins auto setzten, zudecken und die augen

ein bisschen schließen.

schlafen kann ich nicht, aber es tut gut mal abzuschalten…

genau eine stunde später steig ich wieder aus,

zieh mich warm an und siehe da, ich fühl mich etwas besser…

 

ein auto hält neben uns an und fragt ob wir hilfe brauchen oder etwas passiert sei. ich erkläre dass wir hier laufen. im gespräch bemerken wir erst (es war ja dunkel) dass es meine ex- freundin aus unterkohlstätten ist. so ein zufall…

sie sagt: „du schaffts das schon“…  das gibt kraft… sie fährt wieder weiter.

ich laufe wieder, ewald begleitet mich, so kann ich einen guten schritt halten…

 

eine straße, dunkelheit und rundherum wald aus dem unheimliche tiergeräusche kommen… so präsentiert sich der weg richtung goberling

langsam wird es hell. bis großpetersdorf laufe ich gut, dann spielen meine beine wieder nicht  mit.

in großpetersdorf begegnet uns api vom organisationsteam. er sagt dass der 3. checkpoint in kohfidisch schon abgebaut wurde. was zwar egal ist, aber mental ein weiterer tiefschlag ist.

meine beine sind total leer..

bei der ortausfahrt von großpetersdorf stehen meine freunde pob, denise, nina, benni und patrick. sie haben durchgemacht und sind jetzt zu mir nachgefahren! das gibt wieder mut…

ewald mischt alle möglichen getränke, von magnesium, traubenzucker bis hin zu L.carnitin für mich.

 

 

ich gehe langsam weiter bis kohfidisch,

wo ich nach 154km um 7uhr bin.

noch sind es über 60km. „wenn du so weitergehst,

bist du um 22uhr noch nicht in kalch“, sagt ewald zu mir.

so kann es nicht… das ist zu… nein… aufgeben… nein…

ich setze mich für 5minuten ins auto, schließe die augen

und denke an die menschen die ich besonders gern habe.

an alle denen ich von diesem lauf erzählt

und vorgeschwärmt habe, die jetzt vielleicht auch

an mich denken, an ein jahr training und vorbereitung,

und jetzt in diesem moment das alles aufgeben

und erzählen dass man aufgehört hat…

zu schade… nicht diesen lauf.

ich nehme homöpatische kugerl und eine schmerztablette

für den beleidigten rechten fuß… hilf was helfen mag…

aussteigen, umziehen und ich beginne

langsam wieder zu laufen… es wird… in punitz habe ich

wieder einen guten laufschritt mit ewald gefunden…

die sonne kommt, ich fühle mich wieder frisch und gut.

 

in güssing ist es ca. 11:30uhr nach 174km,

nochmals versuchen ein bisschen zu essen

und weiter geht’s …

wolfgang und ewald begleiten mich nun zu zweit.

papa, mama und valentina fahren mit dem auto.

sepp und gottfried sind mit dem rad nachgefahren

und begleiten mich kurz

es wird warm… genügend trinken…

nicht zu lange pausen machen… es läuft gut…

 

immer wieder schütte ich mir wasser über den kopf um mich zu kühlen…

auf der anderen straßenseite bei mogersdorf  die ungarische grenze…

wie weit ist es denn noch nach jennersdorf…?

 

jennersdorf , der letzte checkpoint… endlich…

dort warten siegrid, gerlinde und peter….

199km um 15uhr oder 32stunden

 

die hitze wird für mich fast unerträglich, ich bekomme kreislaufprobleme, gehe durch jennersdorf und suche den schatten… immer noch 20km… jetzt stellt sich das burgenland richtig auf… unvorstellbar…

 

wieder viel verkehr… die autofahrer schaun alle… achh leckts mich doch…, denk ich… jetzt kommt schlechte laune, gemischt mit ein paar tränen bei mir auf… arrr…

 

ein wunder… gerlinde zaubert eine

packung eiswürfel herbei,

die wickle ich in ein handtuch ein

und lege es mir in den nacken…

das tut gut…

 

meine eltern versorgen uns

hervorragend mit getränken und obst.

 

ich möchte nichts mehr reden…

einfach jetzt meine ruhe haben und laufen.

meine gefühle schwanken zwischen genervt und sentimental.

 

immer wieder rinnen mir tränen über`s gesicht,

jetzt weiß ich dass ich dem ziel immer näher komme

und es schaffen werde… glücklich, zufrieden..

.mein herz ist schwer wie ein planet…

schwer zu beschreiben…

 

mein rechter fuß schmerzt in der beuge…

nein jetzt keine schmerztablette mehr…

das will ich bewusst wahrnehmen… soviel geht noch…

ich spüre dass ich auch die letzten 13km schaffen werde.

 

gerlinde, peter und siegrid geben mir einmalige tipps

für die letzten kilometer, es tut gut dass sie da sind

 

gerlinde massiert meinen schmerzenden fuß nochmals

… perfekt…

 

bergauf nach neuhaus am klausenbach… da muss man gehen….

 

dann bergab…

ich versuche rückwärts bergab zu gehen…

das hilft ein bisschen…

gerlinde sagt: „nur noch 4km“ …

…ich weiß dass es noch 6 sind… ich schmunzle…

 

 

was soll ich über die letzten kilometer noch sagen…

wald, kurven, an der anderen seite die slowenische grenze…

wirklich der letzte winkel im burgenland…

wolfgang, ewald und ich laufen wieder ein gutes tempo… so vergehn die meter…

 

vor mir die ortstafel von kalch… ja 🙂

 

… ich rufe alle zu mir um mit meinen helden durchs ziel laufen zu können…

 

einmal um die ortstafel gehn… dann umarme ich die tafel… und alle andren…

 

 

 

niedersetzten, schuhe ausziehen, ein bier trinken… genießen…

 

dann geht’s ab zur siegerehrung…

 

… die füße schmerzen immer mehr… gehen wird immer schwieriger…

 

 

duschen… stiegen rauf (gar nicht so leicht… ) und ins bett wo eine unruhige nacht wartet, da der körper noch ganz durcheinander ist

 

 

 

…nachwirkungen…

 

 

„und rasten und faulenzen ist eben

am schönsten nach harter arbeit…

es sind die gegensätze,

die die empfindungen steigern.“

 

 

…und ich lauf so lang ich kann, das ist meine art mich vor dem leben zu verneigen

wohin es führt wir werden sehn, doch jedenfalls besser als ewig stehen zu bleiben…

 

 

 

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